Das Gummihuhn

1993/94
offizielle AK

Gummihuhn-Schal

Danke an Frank Schneider !

Gummihuhn-Cartoon

(c) Jürgen von Paris 12/1994

Hühnerdieb 1995/96

Das Gummihuhn gehört zum Frankfurter Eishockey - genauso, wie der Ebbelwoi und der Handkäs zur Stadt Frankfurt gehören. Zwar ist das Werfen von Gegenständen auf die Eisfläche generell nicht gestattet, das Frankfurter Publikum hat aber das geduldete Privileg, bei vermeintlichen Fehlentscheidungen Gummihühner zum Zeichen des Protests auf das Eis zu werfen.

Wann genau der Brauch ins Leben gerufen wurde, ist nicht mehr genau nachzuvollziehen; es muss Anfang der 80er Jahre gewesen sein, als das erste Gummihuhn auf’s Eis flog. Seitdem ertönte unzählige Male schon das berühmte “Hühnerdieb !” durch die Halle am Ratsweg, wenn der Linesman das bzw. die Objekte aufsammeln musste.

Überregionale Aufmerksamkeit erregte die dreiste Entführung des Gummi-Gickels durch Referee Gerhard Lichtnecker aus Miesbach, der das Objekt der Begierde am 03.12.1995 beim Lions-Spiel gegen Riessersee stahl und mit in seine bayerische Heimat nahm. Erst Wochen später brachte er das Gummihuhn reumütig wieder zurück in seine angestammte Frankfurter Umgebung.

Auch das Geheimnis der Hühner-Rückführung ist zwischenzeitlich gelüftet. Am 26.12.1995 beim Spiel der Lions in Krefeld gab Gerhard Lichtnecker das Gummihuhn reumütig zurück an seine Frankfurter Besitzer. Als Entschuldigung warf er darüber hinaus auch noch kleine Gummihühner als “Nachzucht” in den Frankfurter Fanblock. Ein Dank geht an Bernd - bzw. seine Frau - für den Fang eines dieser seltenen und signierten Exemplare (siehe Fotos).

Gerhard Lichtnecker schrieb dazu am 18.11.2010: “Das stimmt fast alles überein, habe nach meiner kurzen Entführung des Huhns natürlich die Wiedergutmachung eingeleitet, dann in Krefeld etwa 10 Junghühner, wie auch ein Bild dies beweist, zurück in den Fanblock in der 1.Drittelpause fliegen lassen. In Kaufbeuren, Datum weis ich nicht mehr, aber eine Saison später eine Zwillingsschwester auf dem Eis von einem Fan oder dem Fanclubvorsitzenden überreicht bekommen ! Diese Zwillingsschwester habe ich immer noch und halte diese in Ehren !
Sportliche Grüße - Gerhard der Flussmeister aus Miesbach !“

Hühnermord 2004/05

Am 22.03.2005 kam es im Play-off-Spiel gegen Hamburg zu einem tragischen Zwischenfall, als ein Linienrichter ein auf dem Eis liegendes Gummihuhn überfuhr und dabei den Kopf glatt vom Körper trennte. Gerüchte über einen vorsätzlichen und heimtückischen Mord konnten trotz unzähliger Zeugenazussagen niemals belegt werden - der Linesman ging straffrei aus.

Hühnerdieb Reloaded 2010/11

Am 14.11.2010 gab es einen erneuten Hühnerdiebstahl auf Frankfurter Eis. Kittmann’s Blog berichtete dazu am 16.11.2010:

Der 2:0-Sieg war mühsam, das Niveau eher bescheiden. Dennoch kam es in der Partie der Löwen gegen den Herford EV zu einem echten Entertainment-Highlight, dem „Hühnerdiebstahl reloaded“, einer Neuauflage von 1995. Denn als sich im letzten Drittel der Unmut einiger Zuschauer durch Gummihuhnwürfe entlud, machte sich Linesman Benjamin Hoppe einen kleinen Spaß. Bei einem Huhn fuhr er absichtlich 3 Mal vorbei und grinste dabei. Anschließend fuhr er zu einem anderen - besonders schön mit Strickware angezogenem Expemplar, packte sich das Huhn, steckte es sich das in die Hosentasche (wobei der Kopf noch raus guckte) und lieferte nur das erste Huhn ab. Kein Wunder, dass er sich den tausendfachen Sprechchor „Hühnerdieb“ mehr als verdiente. Erst bei der nächsten Unterbrechung lieferte er das entführte Huhn wieder ab.

Ganz offensichtlich war die Nummer von langer Hand geplant, Hoppe erfüllte sich wohl einen Kindheitstraum. Allerdings ist sein Gummihuhndiebstahl lediglich eine Remake von 1995, als Gerhard Lichtnecker zum ersten Frankfurter Hühnerdieb wurde. Im Spiel gegen den SC Riessersee am 3. Dezember hatte Lichtnecker ein Gummihuhn sogar mit in die Schiedrichterkabine entführt wo es später – nach Lichtneckers übereilter Flucht – in einem Verschlag entdeckt wurde. Weitestgehend unversehrt, „lediglich mit bayrischer Mundart traktiert“, wie damals die Frankfurter Rundschau schrieb. Lichtnecker leistete übrigens später nette Wiedergutmachung, als er bei seinem nächsten Einsatz kurz nach Weihnachten auswärts in Krefeld selbstgemachte Schoko-Küken unter die Frankfurt Fans warf. Seitdem war der Schiri Kult in Frankfurt.

Historisch ist die Entstehungsgeschichte des Frankfurter Hühnerwurfs (übrigens auch in der DEL immer von den Referees toleriert) nicht zweifelsfrei geklärt. Klar ist nur, mit der Tintenfisch-Wurf-Tradition bei den Detroit Red Wings hat dies genau so wenig zu tun, wie mit Schlagersänger Gottlieb Wendehals. Die ersten Hühnerwürfe gab es Anfang der 80er, als Eintracht Frankfurt auf der noch offenen Eisfläche am Waldstadion spielte. Tatsächlich waren die ersten Hühner welche der tiefgekühlten Sorte, ehe sie durch Gummihühner ersetzt wurden. Aber warum überhaupt ein Huhn? Am plausibelsten ist folgende Story: Damals gab es auf dem Weg zum Eisstadion am Waldstadion auch Kleingartenvereine mit Hühnerzüchtern. Offensichtlich verschwanden dort immer mal wieder ein paar Hühnchen. Und weil Schiedsrichter noch nie wohl gelitten waren, wurden sie durch den Hühnerwurf und dem notwendigen Einsammeln kollektiv als Hühnerdiebe verantwortlich gemacht.

Linesman Benni Hoppe mit dem Gummihuhn
Foto: Hübner

Zusätzliche Info von Matthias Kittmann (FR) zum Thema Gummihuhn (11/2010)

Das mit den Gummihühnern ist tatsächlich erst in der Eissporthalle aufgetaucht. Aber neben den ersten tiefgefrorenen (die dann schnell verboten wurden), muss es an der Radrennbahn wohl schon einige selbst (gestrickte) Wurf-Hühner gegeben haben... Weiß ich aber auch nur vom Hörensagen...

Bericht eines Zeitzeugen, der bereits im Waldstadion Zuschauer beim Eishockey war

Die Auflösung des Themas Gummihuhn ist auch für mich nicht leicht. Mit Sicherheit kann ich aber sagen, daß es erst in der Eissporthalle begann, in der Radrennbahn oder in Rödermark gab es das definitiv nicht. Ich werde das Thema vorsichtshalber auch nochmal bei meinen Söhnen ansprechen - junge Leute haben ja ein besseres Gedächtnis - ich melde mich dann wieder. Dennoch Zwischenfazit: Beginn mit Sicherheit erst in der Eissporthalle ( evtl. hilft auch eine Durchsicht der damaligen Stadionhefte, von denen ich ja auch noch einige habe ).

Bericht von Manfred Himmighofen - langjähriger Zeitnehmer im Frankfurter Eishockey

In der Radrennbahn sind Telefone und Telefonhörer geflogen aber an Gummihühner kann ich mich nicht erinnern. Die konnte man damals bei Sennelaub gegenüber vom Parkhaus Hauptwache kaufen und die ersten flogen nach meiner Erinnerung in der Eissporthalle am Bornheimer Hang. Auch in Rödermark erinnere ich mich nicht an Gummihühner. Der erste betroffene Hühnerdieb, in der Eissporthalle, war damals Schiedsrichter Rudi Manderscheid aus Zweibrücken.